-
“A kind of presence. Aus der Serie rhizomatische Verflechtungen”
Videoinstallation
27:22 min, DVD Projektion, 4:3 DVPAL
Konzept, Kamera, Schnitt, Postproduktion: Andrea Nagl
Choreographie/Tanz: Andrea Nagl
Soundfootage: Jan Wysozky, Wolfgang&Christian Muthspiel (CY), Jacques Derrida – “Deconstruction And The Eccentric Circle”
Entwickelt und erstmals gezeigt im Rahmen der Performance “Letters from… Woman” von 3 tačke by ditiramb (Tanya Sehic), in der Bar&Co, Theater Drachengasse in Wien im Oktober 2010.
Video Ausschnitt 1:
Sollte das Video nicht sichtbar sein, bitte hier clicken!
.
Ausgangspunkt:Ausgehend vom Konzept des Rhizoms von Gilles Deleuze und Félix Guattari folgt das Video der Logik assoziativer Verflechtungen. Strukturen von Gesteinsoberflächen dienen als basale Zeit-Raum-Struktur, daraus wuchern sich verzweigende Experimente mit dem eigenen, durch Kostüm und Perücke ver/entfemdeten, tanzenden Körper in der Projektion, neuerlich gefilmt und weiter verflochten, sowie dekonstruiert.
Tanz und Video:
Bewegtbild und Tanz verstehe ich als nahe verwandt, Video(schnitt) als choreographische Struktur, die Phrasierung von bewegten Körpern in Raum und Zeit als synonym in der digitalen Bearbeitung wie in der live-Performance. Die digitale Bearbeitung des tanzenden Körpers erlaubt Freiräume, die in einem herkömmlichen Bühnenraum nicht möglich sind. Zeitdehnung oder –raffung, Verdoppelung bzw. Vervielfachung der gefilmten Person sowie das Versetzen des bewegten Körpers in jeden beliebigen Raum. Der Körper verschmilzt mit dem abstrakten, rythmisierten Hintergrund, die Bewegung von Pixelrastern und Tanz werden ein einziger poetischer Gedankenstrom. Das Capturen des manifesten Körpers und dessen Digitalisierung bewirkt eine Abstrahierung vom eigenen Selbst, der eigenen Person. Derart bewirkt das Kopieren und Vervielfältigen des eigenen Körpers keine Überhöhung der eigenen Identität, sondern bietet die Spielmöglichkeit mit pluralen Körpern. Die Abstraktion von der eigenen Persönlichkeit wird zusätzlich – quasi auf analoger Ebene – erleichtert durch die Verwendung von Kostüm und Perücke.
In dieser Denklogik bietet die Transformation von live-Performance in digitale Performance weitere Freiheit neben technischen Spielmöglichkeiten auch für mich als Tänzerin.
Weiters erlaubt die “digitale Choreogaphie” einen neuen Spielraum durch das Zwischenschalten des Mediums (Kamera, Video, Computer,…), das Kunstwerk ist nicht mehr ident mit dem eigenen Körper, dieser befindet sich gleichsam in einer Metaebene.
Auf der anderen Seite braucht es Mut, den eigenen Körper, den eigenen Tanz zu zerstückeln, zu zerstören, zu dekonstruieren, ihn einer neuen Gestaltungslogik zu unterwerfen. Es passiert eine metamorphotische Umwandlung, an derem Ausgang alles anders und doch vertraut ist.Neben der Oberflächenstruktur von Gestein und dem Körper der Tänzerin bilden Textfragmente von Philosophen wie Deleuze und Foucault ein weiteres konstituierendes Bildelement.
Vergleichbar einem Tanzstück gliedert sich die “digitale Choreographie” in einzelne Szenen oder Kapitel, die ineinander greifen, es gibt übergreifende/sich durchziehende Themen wie die Dekonstruktion von Bewegung, Raum, Zeit und Text/Sprache oder die Illusion der Direktheit.
Ganz im Sinne rhizomatischen Denkens haben jedoch das freie Fließen, die Unvollständigkeit und Vielheit, das Gewähren assoziativer Räume Priorität, der Zustand des Werdens statt des Seins.
Andrea Nagl 2010
Video Ausschnitt 2:
Sollte das Video nicht sichtbar sein, bitte hier clicken!
..
Research zur rhizomatischen Verflechtungen auf youtube:
rhizomatische Skizze – research: Großglockner web
rhizomatische Skizze II – research: pattern-cut web
rhizomatische Skizze III – research: go-rewind web
rhizomatische Skizze IV – research: modi-versetzt web
rhizomatische Skizze V – research: close-repeat web
.
Andrea Nagl © 2013
-
One thought on “A kind of presence”
Leave a Reply
Pingback: Die Nacht der Lemuren (Teil II) | Andrea Nagl