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Gletschertrübe oder Schwebefracht.
Aus der Serie Rettet die Gletscher. 2015
Performative Intervention, Juli 2015, Hohe Tauern/Venediger Gruppe
Fotoserie, Protestschrift, Tanzperformance
Nagl ~ Wintersberger
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Vollständige Fotoserie in höherer Auflösung auf flickr
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Gerhard Rühm:
naturbeschreibung
die wolken ziehen sich in falten
die blumen erbleichen
die wiesen wenden sich ab
die wege verkriechen sich
die steine starren vor sich hin
die berge versinken in schweigen
die täler erschauern
ein windstoss entringt sich den lüften
die flüsse treten aus den ufern
die büsche raufen sich die blätter
die bäume schlagen die äste über den wipfeln zusammendie erde taumelt in die nacht
(Quelle lyrikline.org)
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Eine Polemik in Fortsetzung der Serie EIS.stein:
(EIS.stein, EIS.stein Hohe Tauern 2012, Gekritztes Geschiebe)Naturschutzvereine, Alpenvereine, Parteien, alle beanspruchen für sich, die Natur erretten zu wollen, aber denkt bloß nicht, ihr dürft mithelfen, wir machen das alleine, es ist unser Konzept, wir fahren unsere Marketingmaschinen hoch und kassieren alleine den Ruhm – oder doch auch das Geld? – die Kunst interessiert uns doch nicht, Wirtschaft, Marketing, PR bestimmen die Welt, wir springen auf den Zug und halten uns fest, bis uns der Sturm hinunterfegt. Man kann ja nicht immer gewinnen, aber wenn wir schon untergehen, dann mit Bomben und Granaten, Pomp und Funèbre. Die Berge gehören allen, allen voran den angeblichen Einheimischen und die haben doch das Recht, an ihnen zu verdienen, oder etwa nicht? Wer kann uns denn verbieten, noch ein paar Tausend Schneekanonen aufzustellen, wir wollen doch auch nur leben, Wasserspeicher brauchen wir auch, versteht sich, und Pisten und attraktive Hotelkomplexe auf 2000m Höhe mit beheizten Zufahrtsstraßen. Und natürlich ein Opening Event, das "Theater der Fünftausend", endlich verwirklicht, wir saufen, wir grölen und stampfen, wir stampfen uns das Geld aus dem Berg. Das will doch der Gast, wir machen ja nur, was alle wollen, wir sind doch nur Dienstleister und Wunscherfüller!
Der Klimawandel? Ist doch alles nur eine Farce, hat es doch immer schon gegeben. Das Schmelzen der Gletscher? Absurd, schaut, da haben sie einen Jahrhunderte alten Baum gefunden unter der ausapernden, röchelnden Zunge, na seht ihr, alles schon da gewesen, wo heute Gletscher dahinsiechen, waren doch immer schon Almen. Aber die Lifte bauen wir schon, die brauchen wir, wir müssen wettbewerbsfähig sein. Und Wetterkapriolen hat es doch immer schon gegeben, nicht wahr? Was heult ihr denn um die Gletscher, sind doch nur im Weg, statt dessen können wir nun Straßen bauen, unter, über, zwischen den Bergen, bis endlich überall alles zu betoniert ist, dann fühlen wir uns wohl, endlich kein Stadt-Land-Gefälle mehr, jedem seinen Asphalt, wo kämen wir da hin, wer möchte denn seinen zarten Fuß auf Lehmboden stellen? Mann, endlich, schöne neue Welt, worauf wartet ihr noch, setzt die google Brille auf und genießt das Leben!
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Andrea Nagl © 2015
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